Gründerin Jessica Sawatzke von Stoffwindelliebe, Fotocredit: cuk-fotografie

Fünf Fragen an Jessica Sawatzke. Sie ist Wahl-Berlinerin, Jahrgang 1986, studierte Gesundheitswissenschaften und ist gelernte Ergotherapeutin mit dem Schwerpunkt Säuglingstherapie-Hilfe für Eltern mit Schreibabys. Seit drei Jahren arbeitet sie selbstständig als zertifizierte Stoffwindel-Beraterin und steht interessierten Eltern rund um das Thema Stoffwindeln mit Rat und Tat zur Seite. Außerdem bildet sie Stoffwindelberaterinnen aus. Im Interview erzählt sie uns alles Wissenswertes über die heutigen Stoffwindeln und ihr Unternehmen Stoffwindelliebe.

Ulrich Kommunikation: Was sind Ihre Beweggründe, sich mit dem Thema Stoffwindeln auseinander zu setzen und welche Mission steckt dahinter?

Jessica Sawatzke: Während meines Studiums wurde ich schwanger und als angehende Gesundheitswissenschaftlerin wollte ich natürlich genau wissen, was gut für ein Baby ist und was nicht. Durch eine Kommilitonin stieß ich auf moderne Stoffwindeln und begann zu recherchieren. Die Chemikalien in den Wegwerfwindeln – allen voran der Superabsorber, welcher ein Brandschutzmittel ist – sowie die höhere Temperatur in der Einwegwindel machten mir Sorgen. Die Hoden wandern aus dem Körper heraus, weil es dort kühler ist als im Inneren, damit sich die Keimdrüsen physiologisch entwickeln können. Nun sollte ich sie in eine luftdichte, warme Plastikwindel stecken? Und finanziell war es als Studentin natürlich auch interessanter, da wollte ich lieber 300-500€ in Stoffwindeln statt 1500€ in die Mülltonne investieren.

Der Umweltaspekt war mir ebenfalls sehr wichtig. Ein Baby verbraucht in drei Jahren durchschnittlich 6000 Windeln. Das ergibt 1,5 Tonnen Müll. Dagegen können die modernen Stoffwindeln für mehrere Kinder genutzt und sogar weiterverkauft werden. Nachweislich verbrauchen Einwegwindeln in ihrer Produktion mehr Ressourcen und Wasser als Stoffwindeln in ihrer Herstellung und späteren Waschen.

Meine Bachelorarbeit habe ich ebenfalls dem Thema Stoffwindeln und Gesundheit gewidmet und wissenschaftlich untersucht. Die befragten Eltern bestätigten mir, dass Stoffwindeln die eigene und die Wahrnehmung ihrer Kinder verbesserten. Außerdem gab es die Rückmeldung, dass die Kinder, die mit Stoffwindeln gwickelt wurden, früher sauber waren als Geschwister, die mit Pampers & Co. versorgt worden sind.

Ulrich Kommunikation: Woher kommt das aufflammende Interesse von Eltern an Stoffwindeln? Mein Eindruck ist, dass die meisten Mütter und Väter eigentlich sehr glücklich über die Erfindung der Wegwerfwindeln sind und sie aus praktischen Gründen gern verwenden?

Jessica Sawatzke: Aktuell befinden wir uns in einer Bewegung der Nachhaltigkeit und konsumieren bewusster als früher. Die Menschen bevorzugen zunehmend vegane, gentechnikfreie Bio-Produkte, und jene, die aus dem Fairtrade-Handel stammen. Natürlich wollen diese Menschen auch für ihre Kinder eine Welt ohne Umweltverschmutzung und Ressourcenverschwendung. Dadurch erlebt die Stoffwindel ein Comeback und sie erinnert nur noch wenig an die alte Mull- oder Bindewindel.

Ulrich Kommunikation: Wodurch unterscheiden sich die Stoffwindeln und ihre Systeme?

Jessica Sawatzke: Kurz gesagt brauchen wir immer zwei Elemente: Einen Nässeschutz und eine Saugeinlage. Je nachdem, ob diese nun zusammengenäht sind, die Einlagen eingelegt oder eingeknöpft werden, entstehen die verschiedenen Systeme. Ob man mit dem atmungsaktiven, aber wasserdichten PUL oder temperaturausgleichender Wolle als Nässeschutz arbeitet, ist den Eltern überlassen. Bei den Saugeinlagen hat man die Wahl zwischen Baumwolle, Hanf, Bambusviskose oder Mikrofaser. Und es gibt zwei Verschlussvarianten: Klett oder Druckknöpfe. Ein weiterer Vorteil ist, dass viele Systeme mitwachsen. Es gibt sie von der Neugeborenen-Größe bis etwa 7 Kilogramm Körpergewicht und mitwachsende Größe bis hin zum Trockenwerden.

Ulrich Kommunikation: Eine praktische Frage: Was ist beim Wickeln mit Stoffwindeln zu beachten?

Stoffwindel-Workshops für Eltern liegen im Trend

Eltern lernen in den Stoffwindel-Workshops u.a. das richtige Anlegen einer Stoffwindel. Die Auswahl der Windel sollte zu den Vorlieben der Familien passen. Fotocredit: cuk-fotografie

Jessica Sawatzke: Bei der Auswahl der Windeln sollte man sich gut überlegen, welche Bedürfnisse und Vorlieben die eigene Familie hat: Es gibt welche mit Klett- oder Druckknöpfen und welche aus Natur- oder Funktionsmaterialien. Probieren geht da über Studieren. Meine Mietpakete für Neugeborene aber auch die Testpakete für Babys sind sehr beliebt. Damit können die Eltern unter Alltagsbedingungen zuhause testen, womit sie gut zurechtkommen. Außerdem haben sie immer eine Ansprechpartnerin, die sie bei Fragen bspw. zum richtigen Anlegen der Stoffwindeln kontaktieren können. Beim Anlegen der Windeln ist es sehr wichtig, dass man das Baby auf dem oberen Drittel der Windel platziert, diese symmetrisch schließt und die Beinbündchen in die Beinfalten schiebt. So läuft nichts aus.

Ulrich Kommunikation: Wie sehen Ihre Marketing-Aktivitäten aus, um auf Ihre Dienstleistung und Ihr Workshop-Angebot aufmerksam zu machen?

Tatsächlich profitiere ich von den sozialen Medien. Dort gebe ich Unterstützung in Gruppen auf Facebook, habe einen eigenen regionalen Stoffwindel-Chat und Stoffwindel-Flohmarkt für Berlin-Brandenburg und bin bei der Google-Suche der erste Treffer. Auch auf Instagram bin ich inzwischen aktiv; Netzwerken und Kooperationspartner sind ebenfalls wichtig.

Mehr Informationen über Jessica Sawatzke und ihre Leistungen erfahren Sie hier Website von Stoffwindelliebe

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