Wie modernes Personalmanagement funktioniert
Sie ist jung, frisch und voller Ideen, um als selbstständige Beraterin und Trainerin in das Personalmanagement von ländlichen Betrieben den nötigen Schwung zu bringen. Die studierte Betriebswirtschaftlerin Elisa Rehse (28) arbeitet vom Standort Eberswalde aus und unterstützt Unternehmen dabei, die richtigen Mitarbeiter einzustellen und diese auch zu halten. Dies gilt insbesondere für die Generationen der unter 40-Jährigen. Betriebe, die bereits mit ihr zusammenarbeiten, schätzen ihre Expertise, Hands-on-Mentalität und Zielstrebigkeit. Im Interview berichtet sie u.a. über modernes Personalmanagement, den Faktor Mensch, was bei einem Löwenpitch passiert und warum junge Menschen vom Lande nicht unbedingt ihre Heimat wegen einer Arbeitsstelle verlassen müssen.
Ulrich Kommunikation: Du bist Expertin für modernes Personalmanagement. Was ist dein USP und worauf hast du dich spezialisiert?
Elisa Rehse: Ich zeige kleinen und mittelständischen Unternehmen aus allen Branchen im ländlichen Raum, wie sie die richtigen Mitarbeiter für sich gewinnen – modernes Personalmanagement also inklusive Recruiting, Onboarding und Personalentwicklung. Ich selbst lebe in einer brandenburgischen Kreisstadt und habe beobachtet, dass in zahlreichen Firmen die Personalangelegenheiten vom Geschäftsführer oder der Büroassistenz „so nebenbei“ gestemmt werden. Dies führt dann häufig zu ad-hoc Entscheidungen, die das Besetzen von Stellen nur kurzfristig und unbefriedigend ausfüllen. Mein Ansatz für die Gewinnung und Bindung von Mitarbeitern ist grundsätzlich langfristig angelegt. Deshalb erarbeite ich mit Unternehmen eine Strategie, mit der sie die Mitarbeiter anziehen, die wirklich zu ihnen passen. Denn auf die richtigen Mitarbeiter ist immer Verlass, weil sie gerne Verantwortung übernehmen und eher bereit sind, die gesteckten Unternehmensziele mit zu verfolgen.
Der Faktor Mensch ist wichtiger denn je
Ulrich Kommunikation: In den kommenden Monaten wird deutschlandweit eine Insolvenzwelle von insbesondere kleineren Betrieben erwartet. Für einige Betriebe bedeutet dies zwar ein bitteres Ende, aber für andere Firmen eröffnen sich dadurch neue Möglichkeiten in Bezug darauf, neue Mitarbeiter zu finden. Wie und wobei kommst du dabei ins Spiel?
Elisa Rehse: Die meisten Unternehmen sind aktuell vorsichtiger geworden. Sie versuchen an allen Ecken und Enden Kosten zu sparen, meist zuerst am Marketing, an Entwicklung und am Personal. Aber gerade jetzt wird der Faktor Mensch immer wichtiger, denn am Ende sind es die Menschen, die ein Unternehmen aus dem Dreck ziehen, oder eben nicht. Die Krise hat gezeigt, dass die Unternehmen mit einer starken Unternehmenskultur weniger Probleme hatten, als die mit schwachen Führungskräften und ohne inneren Zusammenhalt.
Es wird meiner Meinung nach in Zukunft eine große Zahl mehr Unternehmen geben, die für den Menschen da sind. Die Faktoren Menschlichkeit, Nachhaltigkeit und Selbstverwirklichung werden stärker in den Vordergrund treten. Diesen Wandel begleite ich mit Freude, indem ich Unternehmen zur Seite stehe.
Und ich sehe, dass immer mehr Unternehmen auf agiles Führen setzen. Agilität steht für Geschwindigkeit, Anpassungsfähigkeit und Kundenzentriertheit. Wir erleben gerade, dass Hierarchien in Unternehmen an Bedeutung verlieren und so der einzelne Mitarbeiter eine höhere Verantwortung übertragen bekommt. Meiner Meinung nach gibt es hier eine Menge Ansatzpunkte für mich, unterstützend tätig zu werden. Besonders im Bereich Kommunikation, Empathie und Eigenverantwortung sehe ich Bedarfe in Weiterbildung, Beratung und Coaching, die ich abdecken kann.
Eine Generation verließ in Scharen die ländliche Heimat
Ulrich Kommunikation: Du unterstützt Unternehmen dabei, die richtigen Mitarbeiter zu finden. Eine Maßnahme ist beispielsweise die Teilnahme am sogenannten Löwenpitch, ein Recruiting-Event. Worum geht es da genau und wie ist es organisiert?
Elisa Rehse: Das Format Löwenpitch ist in meiner Heimat, der Mecklenburgischen Seenplatte, entstanden. Dieses innovative Format hat den Antrieb, jungen Menschen zu zeigen, welche tollen Arbeitgeber es in ihrer Heimat gibt, sodass sie nicht unbedingt ihr Glück in der Ferne suchen müssen. Den Arbeitgebern wird eine Plattform gegeben, über die sie die Aufmerksamkeit potenzieller Auszubildender und Mitarbeiter bekommen.
Damit trifft es genau den Kern meines Herzensthemas. Seit meinem eigenen Schulabschluss beobachte ich, wie meine Generation in Scharen die Region verlässt und in die Großstädte strömt. Nur die wenigstens haben in den 10 Jahren danach den Weg zurückgefunden. Mit meinem betriebswirtschaftlichen Hintergrund fallen mir besonders die Unternehmen in der ländlichen Region auf, die immer weniger junge Menschen unter ihren Mitarbeitern haben. Manche Belegschaften sind stark überaltert und werden in überschaubarer Zeit aufgeben müssen, wenn sich kein Nachfolger*in findet. In Folge der Überalterung sterben nicht nur Unternehmen, auch die Kultur und ganze Dörfer. Damit wird der ländliche Raum für meine und die nachfolgende Generation immer unattraktiver.
Modernes Recruiting – Projekt „Löwenpitch“
Im Projekt Löwenpitch haben wir einen Online-Workshop entwickelt, indem ich Arbeitgebern die Sprache des modernen Recruitings nahebringe. Damit werden sie optimal auf ihren Auftritt beim Event vorbereitet. Beim Löwenpitch haben Arbeitgeber zehn Minuten Zeit, die Zuschauer von sich zu überzeugen. Zehn Minuten – da bleibt keine Zeit drum herum zu reden. Die Kunst ist es, genau auf den Punkt zu bringen, was diesen Arbeitgeber ausmacht und was er seinen Mitarbeitern zu bieten hat. Das Einzigartige am Löwenpitch ist, dass die Zuschauer mit den pitchenden „Löwen“ in den Austausch treten können. Während des Auftritts können die Interessierten über eine Website ihre Fragen an die Person auf der Bühne stellen, welche diese dann direkt beantwortet. Im Anschluss an den Pitch bewerten die Zuhörer dann in wenigen Fragen die Performance des Arbeitgebers. So weiß dieser, wie attraktiv sein Unternehmen in den Augen der potenziellen Mitarbeiter ist. Link: loewenpitch.de
Dieses Format kommt besonders bei den Jugendlichen, die auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz sind, sehr gut an. Auch die „Löwen“ sind zufrieden, denn sie konnten durch die entstandenen Kontakte schon den ein oder anderen Auszubildenden und Mitarbeiter gewinnen. Unser Ziel ist es, dieses Format auch in andere Regionen zu tragen.
Firmen sollten ihre Unternehmenskultur öffentlich stärker zeigen
Ulrich Kommunikation: Welche Botschaft möchtest du an Unternehmen richten, die auf der Suche nach neuen Mitarbeitern sind?
Elisa Rehse: Da fallen mir gleich mehrere Antworten ein. Zum einen gibt es so viele gute Unternehmen, die auf dem Arbeitsmarkt kaum wahrgenommen werden. Der Grund: Sie sind fast unsichtbar und erhalten nur von wenigen potenziellen Mitarbeitern Aufmerksamkeit. Das ist nicht weiter schlimm, wenn es denn die richtigen Menschen sind. Leider sind sie das meist nicht und damit komme ich zu Punkt zwei: Liebe Arbeitgeber, zeigen Sie realistisch und authentisch Ihre Unternehmenskultur! Denn dann kommen wirklich nur diejenigen auf Sie zu, die Lust auf diese Kultur haben. Das sind diejenigen, die menschlich in ihr Team passen.
Der dritte Rat und gleichzeitig wichtigste ist, sich bei der Auswahl der Mitarbeiter Zeit zu nehmen. Niemand kann in einem halb- oder einstündigen Gespräch einen Menschen wirklich kennenlernen. Zumindest nicht gut genug, um ihn in das eigene Unternehmen zu holen und ihn auf wertvolle Kunden loszulassen. Denken Sie immer daran: Ihre Mitarbeiter sind das Aushängeschild Ihres Unternehmens. Alle, immer und überall! Deshalb muss Qualität vor Quantität und Schnelligkeit gelten.
Ulrich Kommunikation: Als selbstständige Unternehmerin ist es nicht immer leicht, Auftraggeber zu akquirieren. Was ist dein effektivstes Akquise-Mittel?
Elisa Rehse: Die beste Methode für mich ist der persönliche Kontakt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Unternehmer mich am besten in einem persönlichen und lockeren Gespräch kennenlernen. Dazu besuche ich regelmäßig Netzwerk-Veranstaltungen. Ich habe auch potenzielle Kunden in sozialen Netzwerken angeschrieben, jedoch ohne Erfolg. Diesen Weg versuchen wahrscheinlich zu viele, denn er ist bequem vom Schreibtischstuhl aus zu beschreiten. Doch aus meiner Erfahrung ist ein bestimmtes Level an Vertrauen nötig, bevor ein Kunde kauft – besonders eine Dienstleistung, die maßgeblich von einer Person bestimmt wird. Das zweitbeste Akquise-Mittel ist die Weiterempfehlung von Menschen aus meinem Netzwerk.
Damit potenzielle Kunden sich ein Bild von mir und meiner Arbeit machen können, habe ich Videos auf meinen YouTube-Kanal gestellt. Außerdem habe ich eine Seite auf Facebook, auf der ich regelmäßig Tipps für modernes Personalmanagement und Veranstaltungen poste.